Müller, Johannes
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Johannes Müller gilt zusammen mit Bartholomäus Lämmler als Mitbegründer der Ostschweizer Senntum-Malerei. Er verbrachte sein ganzes Leben in Stein (AR). Seine frühen Bödeli ab 1835 erinnern stilistisch an Conrad Starck, zum Beispiel durch die ausgeprägte Modellierung der Kühe (wobei das Schnitzen und Bemalen von Spielzeugkühen dem Künstler zusätzliche Erfahrung in räumlicher Gestaltung vermittelt hat). Auch die Darstellung der Sennen ähnelt derjenigen von Starck, nur sind diese etwas pausbäckiger gemalt. Anfang der 1850er Jahre schuf er den klassisch gewordenen Darstellungstyp der Alpfahrt mit zwei Sennen, drei Schellenkühen und einer oder zwei vorausgehenden Geissen im Vordergrund des Bildes.Müllers sachlich verlässliche und farblich überzeugende Schilderungen des grossen Augenblicks der Bestossung der Gemeinschaftsalp mit den vielen naturgetreuen, zum Teil minutiös wiedergegebenen Einzelheiten scheinen den Wünschen der Auftraggeber genau entsprochen zu haben. Diese Alpfahrtstafeln haben allen übrigen Senntum-Malern – ausser Lämmler und Franz Anton Haim – als Vorbild gedient. Dadurch avancierte Müller zum erfolgreichsten Senntum-Maler überhaupt und konnte als einziger recht gut von seiner Kunst leben. Die Kraft seines Werkes nahm jedoch nach 1880, als er stereotypisch und immer mehr auf Vorrat zu malen begann, stetig ab. Wie die meisten grossen Senntum-Maler der klassischen Zeit verwendete auch Johannes Müller für seine Bilder Ölfarbe auf Papier oder Karton. Auf diesen Werken versuchte er als erster Senntum-Maler durch Verkürzung der Figuren gegen den oberen Bildrand Weite und Raumillusion zu vermitteln, ohne aber dieses Vorhaben konsequent zu verfolgen. Dies lässt sich in seiner Darstellung der Alp Wendbläss aus dem Jahre 1859 (Kunstmuseum St. Gallen) besonders gut erkennen. Eine aussergewöhnliche Gestaltungsweise hat Müller auch für die Bäume gefunden: Durch eine eigens entwickelte Tupftechnik und nuancierte Farbgebung erreichte er hier ebenfalls eine dreidimensionale Wirkung. (Siehe SIK-ISEA, Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaften, SIKART Lexikon, Guy Filippa, 1998, Kunstmuseum St. Gallen)
"Johannes Müller ist der eigentliche Doyen des klassischen Sennenbilds. Er prägte das Genre mit seiner akkuraten Ordnung der Tiere, Menschen, Häuser in der eigentümlich gestaffelten Landschaft. Müller wurde 91 Jahre alt und hinterliess ein umfangreiches Lebenswerk. Als Lehrmeister des ebenso produktiven Johannes Zülle und weiterer Nachfolger und Epigonen wirkte sein Malstil noch weit in die nächste Generation, ja bis in die Gegenwart hinein." (Appenzeller Volkskunde Museum)