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Fragebogen über die schweizerische Volkskunde: XV. Jahreszeiten und kalendare Feste und Bräuche; C. Frühling; Frage 916: Werden sogenannte Palmen geweiht? Wie sehen sie aus?
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Notiz beim Bild: Palmwedelweihe in Muri. Photo: Dr. E. Bleuler; Gekauft: [Stempel:] Schweiz. Gesellschaft f. Volkskunde Okt./ Nov. 1941; B 1023 916
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Auf der Rückseite befindet sich folgende Notiz: Palmenweihe in MuriDie Palmenweihe am Palmsonntag ist ein bis auf den heutigen Tag erhalten gebliebener Brauch. In den meisten Gegenden unseres Landes vollzieht sie sich so, dass das Volk „Palmen“ verschiedenster Form, von dem schlichten Oliven-, Buchsbaum-, Wacholder-, oder Sevibaumzweiglein bis zum Stechpalmenbusch oder zur stattlichen mit Bändern, Obst, Eiern, und Heglein ausgerüsteten Tanne in die Kirche bringt, wo sie vom Priester geweiht werden. Nach der Weihe erfolgt mancherorts ein Umzug, oft werden die Palmen direkt nach Hause gebracht und dort aufbewahrt.
Wie jeder geweihte Gegenstand, so spielt auch die Palme im Volksglauben eine grosse Rolle. Gegen Unglück aller Art, besonders gegen Blitzgefahr, wird sie auch heute noch im Zimmer, in Ställen etc. angebracht. Naht ein Ungewitter, so werden Palmstücke auf dem Herde verbrannt, und auch wenn an das Vieh vor Krankheit schützen will, verbrennt man Palmen im Stall. Ungeziefer wird vom Acker ferngehalten, indem ein „Palmen“ in alle vier Ecken des Grundstückes gesteckt wird.
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Das Bild trägt oben rechts den Stempel: S.G.f. Volkskunde