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Fragebogen über die schweizerische Volkskunde: VI. Land-, Alp- und Viehwirtschaft; C. Arbeitsbrauch und Feste; Frage 356: Wie nennt man beim Heu den ersten, zweiten Schnitt?
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Beim Bild befindet sich folgende Notiz: Emd-Ernte in Steckborn (TG) Heu-Transport und Heu-Aufbewahrung. Photo Hans Baumgartner Steckborn a. Untersee Tel. 82222 Kartothek Nr. 701/8. Auf der Rückseite befindet sich folgende Notiz: Heu-Transport und Heu-Aufbewahrung.In Steckborn wird noch an wenigen Orten das Heu und Emd in Tüchern auf der Wiese geholt und auf den Estrich („Schütti“) gezogen, ähnlich wie in vielen Alpentälern. Gründe: Noch vor einigen Jahrzehnten gab es viele Wiesen ohne Strassenanschluss oder Karrenweg. Die Männer trugen dann das Emd bis vor etwa 60 Jahren in Tüchern auf dem Nacken nach Hause, die Frauen auf dem Kopf. Eine solche Bürde („Bòòrdi“) hat etwa 50 kg Gewicht. Steckborn war bis vor 40 Jahren landwirtschaftlich ein ausgesprochenes Weinbaugebiet. Aus diesem Grunde waren die Parterre-Räume in den Häusern der Weinbauern mit der Traubenmühle, der Traubenpresse, Standen usw. gefüllt. Für das Emd blieb als Aufbewahrungsort nur der Estrich, die Weinbauern besassen ja sowieso nicht viel Vieh. Das Emd wurde entweder mit einem Rollenaufzug in den oft hochgelegenen Estrich hinaufgezogen oder es blieb ihnen noch eine zweite Möglichkeit: auf besonders kräftigen und oft auch langen sogenannte Heuleitern trugen die Männer das Emd in den Tüchern auf den Estrich (heute nur noch sehr selten).
B 1681a E 356