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Questionnaire

Alter der Person

56

Wann wurde der Altar zum letzten Mal verändert? (Angabe in Monaten)

November 2022

Schreibe einen kurzen Lebenslauf anhand einer Auswahl der Gegenstände deines Erinnerungsaltars. (Dieser kann auch fiktional sein.)

Der Altar ist Zwischenablage, Gedächtnisstütze, Schlüsselbrett, Uhrablage, Depot für Gegenstände, die gleich wieder gebraucht werden, Ort der letzten Handlung, bevor ich gehe, Ort der ersten Handlung, wenn ich zurückkomme. Gleichsam ist er Kleinaltar einzelner Erinnerungen, die den Weg eher zufällig dahin finden, da liegen bleiben: Der letzte Urlaub, der Besuch im Vatikan, eine CD, Restmasken aus der Pandemie, mein erstes Klapphandy und: Relikte aus tiefer Vergangenheit: Im Zentrum steht die Kasse der evangelischen Sonntagsschule aus den 70er Jahren, die ich damals als Kind besuchte. Die Figur nickt wenn man ein Geldstück durch den Schlitz fallen lässt. Damals waren es jeweils 20 Rappen, die man am Sonntag mitbringen musste und am Schluss der Unterweisung durch Schwester Anni in die Kasse fallen lassen durfte: der Höhepunkt der Sonntagsschule. Das Nicken der Figur faszinierte mich. Dies war auch der Grund, weshalb ich mir von meiner Mutter stets ein Geldstück für die Kasse wünschte und nicht etwa das Bedürfnis oder die Aufforderung, Menschen in Afrika mit einer Spende zu unterstützen. Von Seiten meiner Eltern wurde über Sinn, Zweck und Ziel der Geldspende nie gesprochen, geschweige denn über die Figur und deren Nicken. Die Kasse entdeckte ich bei der Räumung des Hauses unserer Eltern und nahm sie zu mir, als ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert und gleichsam als Teil der Wegmarken meiner eigenen Sozialisierung.

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MARKUS KELLER

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Erinnerungsaltare

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47.560465,8.891707 Search nearby on map

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https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode

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— 56
— November 2022
— Der Altar ist Zwischenablage, Gedächtnisstütze, Schlüsselbrett, Uhrablage, Depot für Gegenstände, die gleich wieder gebraucht werden, Ort der letzten Handlung, bevor ich gehe, Ort der ersten Handlung, wenn ich zurückkomme. Gleichsam ist er Kleinaltar einzelner Erinnerungen, die den Weg eher zufällig dahin finden, da liegen bleiben: Der letzte Urlaub, der Besuch im Vatikan, eine CD, Restmasken aus der Pandemie, mein erstes Klapphandy und: Relikte aus tiefer Vergangenheit:
Im Zentrum steht die Kasse der evangelischen Sonntagsschule aus den 70er Jahren, die ich damals als Kind besuchte. Die Figur nickt wenn man ein Geldstück durch den Schlitz fallen lässt. Damals waren es jeweils 20 Rappen, die man am Sonntag mitbringen musste und am Schluss der Unterweisung durch Schwester Anni in die Kasse fallen lassen durfte: der Höhepunkt der Sonntagsschule. Das Nicken der Figur faszinierte mich. Dies war auch der Grund, weshalb ich mir von meiner Mutter stets ein Geldstück für die Kasse wünschte und nicht etwa das Bedürfnis oder die Aufforderung, Menschen in Afrika mit einer Spende zu unterstützen. Von Seiten meiner Eltern wurde über Sinn, Zweck und Ziel der Geldspende nie gesprochen, geschweige denn über die Figur und deren Nicken. Die Kasse entdeckte ich bei der Räumung des Hauses unserer Eltern und nahm sie zu mir, als ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert und gleichsam als Teil der Wegmarken meiner eigenen Sozialisierung.